Joyce reloaded in Köln
Gestern war ich auf der Ehrenstrasse in Köln. Ich lief zwischen den Cafés umher, den Geschäften für Nieten-, Mod- und Punktklamotten, den Ökoschuhläden und dem Käsegeschäft, in dem ich früher oft mein letztes Geld ausgegeben hatte. In diesem Augenblick wurde mir klar, dass die ganze Stadt eine endlose Welterzählung darstellt. Einen Strom von fließenden Dingen und Menschen, die sich pausenlos umeinander drehen, einander ansprechen, brüllen, belügen, ignorieren und miteinander in Freundschaft und Hass und Gewalt und Liebe geraten. Ich hatte plötzlich das Gefühl ich müsse mich sofort hinsetzen und schreiben wie Joyce. Oder wie ein Photo, das mit langer Belichtungszeit in der Bewegung aufgenommen wird. Ich wollte mich hinsetzen, mein Denken ausschalten und einfach den Strom der Stadt durch mich hindurch fließen lassen und in Worte verwandeln. Das wäre eine literarische Art der Meditation gewesen. Aber ich war zum Einkaufen gekommen und hatte nur eine halbe Stunde Zeit.