Der Ethnologe auf der Müllkippe
Erwähnte ich bereits, dass ich gelernter Kulturethnologe bin? Mir fehlt nur noch die Ausbildung und die Promotion, über ausreichend Erfahrung in der Feldforschung verfüge ich bereits.
Heute war ich auf dem Recycling-Hof. Das ist der moderne Name der guten alten Müllkippe. Dort durfte ich die letzten Reste patriarchaler Herrschaftsformen innerhalb der europäischen Zivilisation studieren.
Ich näherte mich mit einem voll beladenen Kombi und suchte den Dorfältesten auf. Zuerst musste ich das etwas eigentümliche Begrüßungsritual über mich ergehen lassen. In der Regel ist es notwendig, dass man zu Beginn ein Gastgeschenk überreicht. In Form von Bargeld. Kreditkarten werden nicht akzeptiert. Allerdings wird der Betrag in einer sehr komplizierten Verhandlungszermonie festgelegt.
„Guten Tag, ich habe hier verschiede…“
„Sin sie übahaup von hier?“
„Oh ja, ich wohne gleich zwei Str…“
„Zeijen se mal Personalausweis.“
Ich tat wie mir geheißen.
„Hmmm jud. Also wat hamse da?“
„Bauholz, Sperrmüll und Bauschutt.“
„Hmm. Dä Sperrmüll is Bauholz. Dat kostet. Un Schutt is eh teuer.“
„Werden die Sachen gewogen?“
„Jewogen nee, wie soll dat dann jehen? Is doch alles durschenander. Außerdem han mir jar kein Waaje.“
Mir wurde etwas bang zumute.
„Wie viel müsste ich denn dann bezahlen?“
„Ma sehen. Hmmm, Holz und n Zenter Bauschutt, pa sperrige Sachen.“
„Also zwanzisch Euro. OK?“
Mit dieser letzten Floskel wird die rituelle Zustimmung über den abgeschlossenen Handel eingeholt. Allerdings kann der Dorfpatriarch die Preise scheinbar nach Belieben festlegen. Er ist der letzte uneingeschränkte Herrscher in der abendländischen Welt. Frau Merkel und Herr Busch sind ein lahmer Zock dagegen. Er kann alle Gesetze seines Territoriums frei bestimmen. Über ähnliche Freiheiten verfügen ansonsten nur Baggerfahrer und Kranführer. Es bleibt dem Besucher also nichts anderes übrig als den Preis zu akzeptieren.
„OK.“
„Jut, zaln se gleich bei Iggi.“
Damit meinte er offensichtlich seinen russischen Gehilfen. Der hatte ein verschlagenes Gesicht und durchwühlte meinen Müll sofort nach verwertbaren Dingen. Er schien einer Kaste der Unberührbaren anzugehören, die für die Verwertung des Abfalls zuständig zu sein scheint. Offensichtlich ist es den Dorfältesten verboten sich unreinen Dingen zu nähern.
Heute war ich auf dem Recycling-Hof. Das ist der moderne Name der guten alten Müllkippe. Dort durfte ich die letzten Reste patriarchaler Herrschaftsformen innerhalb der europäischen Zivilisation studieren.
Ich näherte mich mit einem voll beladenen Kombi und suchte den Dorfältesten auf. Zuerst musste ich das etwas eigentümliche Begrüßungsritual über mich ergehen lassen. In der Regel ist es notwendig, dass man zu Beginn ein Gastgeschenk überreicht. In Form von Bargeld. Kreditkarten werden nicht akzeptiert. Allerdings wird der Betrag in einer sehr komplizierten Verhandlungszermonie festgelegt.
„Guten Tag, ich habe hier verschiede…“
„Sin sie übahaup von hier?“
„Oh ja, ich wohne gleich zwei Str…“
„Zeijen se mal Personalausweis.“
Ich tat wie mir geheißen.
„Hmmm jud. Also wat hamse da?“
„Bauholz, Sperrmüll und Bauschutt.“
„Hmm. Dä Sperrmüll is Bauholz. Dat kostet. Un Schutt is eh teuer.“
„Werden die Sachen gewogen?“
„Jewogen nee, wie soll dat dann jehen? Is doch alles durschenander. Außerdem han mir jar kein Waaje.“
Mir wurde etwas bang zumute.
„Wie viel müsste ich denn dann bezahlen?“
„Ma sehen. Hmmm, Holz und n Zenter Bauschutt, pa sperrige Sachen.“
„Also zwanzisch Euro. OK?“
Mit dieser letzten Floskel wird die rituelle Zustimmung über den abgeschlossenen Handel eingeholt. Allerdings kann der Dorfpatriarch die Preise scheinbar nach Belieben festlegen. Er ist der letzte uneingeschränkte Herrscher in der abendländischen Welt. Frau Merkel und Herr Busch sind ein lahmer Zock dagegen. Er kann alle Gesetze seines Territoriums frei bestimmen. Über ähnliche Freiheiten verfügen ansonsten nur Baggerfahrer und Kranführer. Es bleibt dem Besucher also nichts anderes übrig als den Preis zu akzeptieren.
„OK.“
„Jut, zaln se gleich bei Iggi.“
Damit meinte er offensichtlich seinen russischen Gehilfen. Der hatte ein verschlagenes Gesicht und durchwühlte meinen Müll sofort nach verwertbaren Dingen. Er schien einer Kaste der Unberührbaren anzugehören, die für die Verwertung des Abfalls zuständig zu sein scheint. Offensichtlich ist es den Dorfältesten verboten sich unreinen Dingen zu nähern.
total schön hast du das geschrieben und witzig. danke.