Eine kurze Geschichte meiner Welt in sehr kleinen Teilen.

Der Roman


Gott ist kein Zigarettenautomat Matthias Gerhards
Knaus Verlag 2013
ISBN: 978-3-8135-0550-4

Die Presse:
“eine beachtliche, stilsichere und höchst unterhaltsame Schelmen-, Underdog- und Coming-of-Age-Geschichte”
FAZ 10.12.13

"Bücher die der Verlag als witzig anpreist, sind es meistens nicht. Dieses schon."
Playboy Okt. 13

"ein herzergreifend poetisches Buch, ohne schnulzig zu sein... ein witziges Buch, ohne flach oder geschmacklos zu sein."
www.stagecat.de

"Ein beeindruckender, ergreifender, dichter Coming-of-Age Roman, der die 80er Jahre aufleben lässt..." Evangelisches Literaturportal Jan 2014

Monreale - Die Geschichte hält den Atem an

Als ich nach einer Irrfahrt durch die staubigen Berge Siziliens die Piazza des Städtchens betrat, erwartete ich nicht etwas Besonders zu finden. Eingezwängt in Wohnhäuser und Cafes erhob sich der Dom wie ein riesenhafter Stier, der unter seinen Artgenossen kaum Platz fand. Zwischen der siebenhundert Jahre alten Fassade und den Häusern blieb kaum eine Handbreit; und wollte man den Dom vollständig umrunden, musste man entweder sehr asketisch oder sehr schmal gebaut sein. Es schien als hätten die Menschen dieser Gegend weniger Distanz zu ihrer Geschichte, als verdiene die Wäscherei an der Kirche oder die Trattoria gegenüber ebensoviel Respekt wie ein Bauwerk aus dem zwölften Jahrhundert.

Diese eigentümliche Identität mag vielleicht an der besonderen Historie der Insel liegen, auf der die verschiedensten Kulturen ihre Überreste hinterlassen haben, so dass man schon hoch in die Berge fahren muss, um der Vergangenheit des Landes zu entfliehen. Siziliens Geschichte ist eine Abfolge von Eroberungen. In vorgeschichtlicher Zeit siedelten die Sikaner an den Hängen des Monte Pellegrino, dann kamen die Phönizier und gründeten Panormos (Palermo), bis sie die schließlich von den Griechen verdrängt wurden, nach ihnen kamen die Römer, anschließend die Byzantiner (eigentlich auch wieder Griechen) und dann die Araber. Kurz und gut, Sizilien ist aufgrund seiner strategischen Lage im südlichen Mittelmeer von jeder mediterranen Macht erobert worden, die sich anschickte die Bühne der Geschichte zu betreten.

Sogar die Normannen haben sich an der Insel versucht und sie fast ein Jahrhundert lang beherrscht. Das ist lange her, aber ihre Bauten sind noch immer allgegenwärtig und versorgen kleine bedeutungslose Städtchen wie Monreale mit einem zuverlässigen Touristenstrom. Das ist besser als Tunfisch, der vor den Küsten der Insel gefangen wird, weil sich die Fremden leichter ausschlachten lassen als die Fische. Aber damit tue ich dem Land um des Wortspiels willen unrecht. Niemals bin ich in einem südlichen Land weniger belästigt worden als auf Sizilien.

Aber zurück zu den Normannen. Sie hatten bereits mit dem Angriff auf England im Jahre 1066 beweisen, dass sie unverwüstliche Schläger und noch bessere Mörder waren. Deshalb holten die Byzantiner sie ins Land, um die Araber zu vertreiben. Das taten die Gerufenen auch tatkräftig, als sie aber nach einigen Generation ihr Werk vollbracht hatten, wollten sie durchaus nicht mehr zurück, sondern gründeten das normannische Königreich Siziliens, das neben der Insel auch Neapel und ganz Süditalien umfasste.

Dieses Reich der Nordmänner, wurde von Einwanderern gegründet, die zwar raue Sitten pflegten, aber sehr wohl wussten wer hier die überlegene Kultur darstellte. Sie machten sich die Fähigkeiten der vorhandenen Bevölkerung zunutze und bauten ein im heutigen Sinne modernes Staatswesen auf, in dem nicht Religion oder die ethnische Zugehörigkeit den Ausschlag gaben, sondern die Erfahrung und die Kraft eines Menschen. Der Kanzler am Hofe des Normannenkönigs Roger II. kam aus England, der Flottenchef hatte zuvor in Konstantinopel gedient und der Geograf des Königs war einer der letzten Nachkommen Mohameds. Das Reich der französischen Wikinger markierte für ein kurzes Jahrhundert lang, eine jener seltenen Epochen kultureller Blüte und friedlicher Koexistenz, nach der wir uns heute so sehr sehnen. Die Geschichte hielt für einen kurzen Augenblick den Atem an, die Völker begruben ihren Streit und brachten eines der atemberaubensten Kunstwerke hervor, das uns das Mittelalter hinterlassen hat - den Dom von Monreale.
Matthias Gerhards 13. Jun, 08:48 | 9 Kommentare - Kommentar verfassen
Syl (Gast) - 15. Jun, 15:14

Der Besuch Deines Blog war lehrreich. Ein Bild vom Dom vielleicht noch? Oh, bitte, bitte...
antworten

Matthias Gerhards - 15. Jun, 15:18

Kommt!
Syl (Gast) - 15. Jun, 15:22

matthiasgerhards ist online. blogblog. bloggedibloggdiblogg. blog over.

Toller Text zur Geschichte!
antworten

Matthias Gerhards - 15. Jun, 18:53

Eigentlich versuche ich mich gerade vorm Schreiben zu drücken! Ganz schön doof!
Syl (Gast) - 16. Jun, 14:13

Zumindest widersprüchlich, denn für einen Drückeberger schreibst Du gut und regelmäßig.
7an - 18. Jun, 15:50

Das ist echt interessant. Aus dem Stoff könnte man einen spannenden historischen Roman machen. Wäre da nicht die Recherche, die einen vorher in bester normannischer Tradition erschlagen würde.

Apropos: Schreibst Du Deinen Roman eigentlich im Rahmen eines Vertrages oder willst Du ihn erst wenn er fertig ist einem Verlag anbieten?
antworten

Matthias Gerhards - 18. Jun, 17:21

Nun ja, mein Roman spielt im Sizilen des 12. Jahrhunderts. Monreale kommt nicht vor, aber dafür Palermo und die Normannen.

Eine Vertrag habe ich leider nicht. Als ich 2004 anfing, war mir noch nicht klar wohin das führen würde und habe mich gar nicht erst bemüht einen Verlag anzusprechen. Inzwischen habe ich meinen Job gekündigt und arbeite als freiberuflicher Projektleiter, um mehr Zeit für mein zweites Kind und zum Schreiben zu haben.

Momentan kümmere ich mich auch nicht um die Vermarktung, denn das würde mich zu sehr ablenken. Wenn der Roman fertig ist, werde ich mir eine Vermarktungsstrategie überlegen. Wie du weiss, gibt es auch so schon tausend Gründe, die einen vom Schreiben abhalten z.B. bloggen und Blog Kommentare beantworten :-)
7an - 18. Jun, 17:51

die idee für deinen roman ist wirklich gut. und wenn er genau so sprachlich bunt geschrieben ist wie deine blogeinträge, bin ich sehr gespannt.

was ich bisher aber so von lektoren und verlagsleuten gehört habe, werden fertige romane nicht so gerne gesehen. lektoren/verlage bekommen die story gerne erst als exposé, um zu schauen, ob sie interesse an dem ding haben. wenn ja, setzt sich der lektor daran und macht vorschläge, an welchen stellen etwas anderes gemacht werden sollte. beim fertigen buch kann man quasi nichts mehr ändern. und ein lektor wird sich hüten, die story eines buches zu sichten, wenn er auch ein exposé von jemand anderem nehmen kann.

das ist ein wenig wie im journalismus, wo auch kein guter freier journalist einen artikel schreibt, ohne vorher einen abnehmer zu haben. aber natürlich gibt es auch ausnahmen.
Matthias Gerhards - 18. Jun, 18:18

Hmmm, aus dem Journalismus kenne ich das aus eigener Erfahrung. Auch, wenn das schon einige Jahre her ist. Aber ich wuße nicht, dass es in der belletristischen Verlangsbranche ähnlich ist. Eigentlich war mein Ziel mir einen Agenten zu suchen, wenn das Buch fertig ist. Denn den nächsten Roman habe ich schon im Kopf! Meine Hauptbefürchtung ist eigentlich, dass ich nicht mehr schreiben kann, wenn die Absagen hageln. Aber vielleicht sollte ich meine Strategie noch einmal überdenken.

famose letzte worte

Frau mit gans
also kleine kaff ist etwas hart mülheim an der ruhr...
Sascha (Gast) - 16. Apr, 13:59
Auf jeden Fall ist es...
Auf jeden Fall ist es eine Leistung sich da hinzustellen...
Matthias Gerhards - 31. Jan, 14:26
Dass die junge Dame nicht...
Dass die junge Dame nicht das perfekte Lösungsangebot...
iGing - 25. Jan, 18:59

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