Eine kurze Geschichte meiner Welt in sehr kleinen Teilen.

Der Roman


Gott ist kein Zigarettenautomat Matthias Gerhards
Knaus Verlag 2013
ISBN: 978-3-8135-0550-4

Die Presse:
“eine beachtliche, stilsichere und höchst unterhaltsame Schelmen-, Underdog- und Coming-of-Age-Geschichte”
FAZ 10.12.13

"Bücher die der Verlag als witzig anpreist, sind es meistens nicht. Dieses schon."
Playboy Okt. 13

"ein herzergreifend poetisches Buch, ohne schnulzig zu sein... ein witziges Buch, ohne flach oder geschmacklos zu sein."
www.stagecat.de

"Ein beeindruckender, ergreifender, dichter Coming-of-Age Roman, der die 80er Jahre aufleben lässt..." Evangelisches Literaturportal Jan 2014

neuere Beiträge

Ausgeträumt (02.12.06)

Wir suchen eine Wohnung oder ein Haus, das groß genug ist, um meine Liebe, unseren Neugeborenen und meinen Sohn aufzunehmen, den ich noch aus meiner Vergangenheit mitgebracht habe. Außerdem muss unser beider Arbeit und die Malerei und die Literatur hinein passen. Gestern haben wir uns eine wunderschön Wohnung angeschaut. Das Kind haben wir bei den Schwiegereltern gelassen. Ein ausgebautes Dach mit zwei Etagen und einer Galerie und einer wunderschönen Dachterasse. Seltsamerweise war das Objekt sogar relativ preiswert. Ein Traum. Erst auf dem Heimweg sind wir unsere Erinnerung noch einmal durchgegangen und stellten fest, dass nur eines der Zimmer als Kinderzimmer in Frage kam. Als wir unser erstaunlich friedliches Kind abgeholten, ist uns klar geworden, dass dieses Zimmer zu klein für beide Kinder ist. Erwachsensein ist manchmal echte Scheiße.
Matthias Gerhards 2. Dez, 22:55 | 0 Kommentare - Kommentar verfassen

Heulen und schreiben (01.12.06)

Noch immer bin ich krank genug, um meine Tage in meinem heimatlichen Büro verbringen zu drüfen. Diese Tage, die ich ganz dem Schreiben widmen kann, sind wertvoll wie kleine Perlen in meinem Alltag. In Ihnen entwickelt sich ein neuer Rythmus für das Schreiben, das nun nicht mehr eingezwängt ist zwischen den Verpflichtungen, die ich mir selbst auferlegt habe, weil mir ein Leben nicht genug ist. Manchmal habe ich das Gefühl, dass meine Kraft doch nicht ausreicht, um meiner Liebe, meinen Kindern, meiner Karriere und dem Bedürfnis zu schreiben gerecht zu werden. Warum mache ich das? Vielleicht weil ich immer in dem Bewußtsein lebe, dass meine Zeit begrenzt ist und dass mein Leben nicht ausreichen wird, um das tun was ich tun will.

Am Abend hatten wir zwei Stunden kinderfrei. Zwei Stunde, die meine Liebe und ich gemeinsam verbringen konnten, ohne dass unser kleiner Sohn unsere Aufmerksamkeit in Anspruch nimmt. Auch das ist ein Geschenk. Wir haben uns Pedro Almodovars “Alles über meine Mutter” angeschaut. Als der Sohn der Hauptfigur starb, musste wir den Film anhalten, weil ich in Tränen ausgebrochen bin. Seidem ich selbst Kinder habe, kann ich keine Filme mehr sehen, in denen Kinder zu Schaden kommen.
Matthias Gerhards 2. Dez, 07:18 | 0 Kommentare - Kommentar verfassen

Lob der Krankheit (30.11.06)

Nach der üblichen Schlaflosigkeit, die mich immer heimsucht, wenn mich eine Erkältung überfällt, bin ich an diesem Morgen erst um 7:00 aus dem Bett gekommen. Inzwischen kommt mir jeder Tag geradezu verloren vor, den ich erst so spät beginne. Mir fehlen die Augenblicke jener trägen Stille, die sich nur am frühen Morgen einstellt, wenn man sich als Teil einer schlaflosen Elite fühlt.

Aber an diesem Morgen kam mir meine Krankheit eigentlich gelegen, weil ich einen Grund hatte Zuhause zu bleiben und mich mit meinem Roman zu beschäftigen, statt mich ins Auto zu setzen und siebzig Kilometer durch den Stau zu gondeln, um für die Dinge bezahlt zu werden, die jener andere Mensch in mir ausführt.

Leider habe ich mich dann über acht Stunden damit beschäftigt, eine technische Spezifikation für ein paar Programmierer der Krankenkassen zu verfassen und der Roman ist nur um ein paar einleitende Zitate gewachsen, die kaum mehr als Fleißarbeit sind.
Matthias Gerhards 1. Dez, 11:01 | 0 Kommentare - Kommentar verfassen

Ein neues Tagebuch (30.11.06)

Ich möchte den Charakter dieser Aufzeichungen verändern und einfaches nüchternes Tagebuch verfassen. Vielleicht bin ich mit dem was ich schreibe deshalb nicht zufrieden, weil ich meine Ausbildung als Schreibender noch nicht abgeschlossen haben. Ich möchte ein Tagebuch schreiben, das wirklich über meine Gefühle und Gedanken Auskunft gibt. Mit dem ich mich selbst befrage, wer ich wirklich bin.

Mit dieser Frage habe ich mich niemals beschäftigt, weil ich immer damit zu tun hatte, ein erfolgreiches Leben zu führen und der Welt zu beweisen, dass ich mehr kann als Andere. Vielleicht liegt es daran, dass man dem stotternden Kind immer weniger zugetraut hat, als es tatsächlich vermochte. Aber das ist heute nicht mehr wichtig.

Das Schreiben habe ich niemals in dieser Weise als einen autodidaktischen Prozess begriffen, wie all die anderen Dinge, die ich mir selbst beigebracht habe und in denen ich immer ziemlich erfolgreich war. Jetzt möchte mein Ziel eines Tages als Schriftsteller zu leben, wie einen Lehrberuf begreifen und ihn mit allen organisatorischen Mitteln angehen, die ich in meinem bisherigen Leben gelernt habe.
Matthias Gerhards 1. Dez, 10:58 | 4 Kommentare - Kommentar verfassen

Ich vermisse Ungarn

Es ist absurd. Nicht einmal drei Jahre habe ich in Budapest gelebt und doch überfällt mich regelmäßig eine Mischung aus Heimweh und Fernweh, wenn ich im Radio irgendeine belanglose Meldung über Ungarn höre.

Es ist, als hätte ich etwas verloren, als ich nach Deutschland zurückkehrte. Ein Teil meines Selbst, scheint in den Strassen und auf den Plätzen der Stadt zurückgeblieben zu sein, wie die Haut einer Schlange. Aber vermutlich würde ich das, was ich vermisse, auch dann nicht wiederfinden, wenn ich jetzt meine Zelte wieder in Budapest aufschlagen könnte.

Vielleicht fehlt mir nicht das Land, sondern die Zeit, die ich dort verbracht habe. Meine Sehnsucht ist möglicherweise nicht anderes als die Erinnerung an eine Spanne meines Lebens, die niemals wiederkehren wird.
Matthias Gerhards 29. Nov, 10:34 | 0 Kommentare - Kommentar verfassen

Emsdettener Selbstdarstellungdrang

Das mag vielleicht mitleidslos klingen, aber ich bin überzeugt davon, dass die Triebfeder für diesen mißglückten Massenmord nicht Rache oder Wahnsinn, sondern ein übersteigerter Geltungsdrang war. Eine solche Inzenierung befriedigt keine Rachegelüste, sondern zunächst nur das Bedürfnis wenigstens einmal im Mittelpunkt allen Interesses zu stehen. Es ist eine Reaktion auf die mediale Gesellschaft, nicht nur auf ein paar Ballerspiele.
Matthias Gerhards 22. Nov, 22:09 | 0 Kommentare - Kommentar verfassen

Die Landkarte der Dinge (17.11.06)

Heimat ist kein Ort. Es ist eine Landkarte, in der sich die Dinge verewigen, ohne dass wir dagegen etwas unternehmen können.
Matthias Gerhards 18. Nov, 20:05 | 0 Kommentare - Kommentar verfassen

Fliegen

Die wichtigste zivilisatorische Leistung der Luftfahrt, ist die Tatsache, dass sich hundert geltungssüchtige männliche Individuen in ein Flugzeug quetschen, ohne sich gegenseitig zu töten.
Matthias Gerhards 18. Nov, 10:37 | 2 Kommentare - Kommentar verfassen

Parentale Bettflucht

Als ich heute morgen um 5:30 Uhr von meinem Sohn geweckt wurde, der scheinbar beschlossen hatte, dass die Nacht nun an ihr Ende gekommen sei, war ich geradezu erfreut, dass ich fünf Stunden schalfen durfte und hoffte darauf, dass mein Kleiner noch ein wenig einschlummern würde, damit ich vielleicht noch etwas Zeit zum schreiben finden könnte.
Matthias Gerhards 6. Nov, 07:11 | 6 Kommentare - Kommentar verfassen

Der Bürgerkrieg der Kulturen (01.11.06)

Wenn es möglich wäre, unsere Existenz aus einem zivilisatorischem Weltraum zu betrachten, so würde uns auffallen, dass zwischen Stockholm, Berlin, Istanbul, Bagdad, Kairo und Marrakesch eine zusammenhängende durch Religion, Handel, Kriege und Friedenschlüsse aneinander gekettete Kultur existiert. Und dass die Wurzel dessen, was wir islamischen Fundamentalismus nennen, in Wahrheit nichts anderes ist, als der Kampf eines verarmten Zweiges unserer eigenen Sippe, um Anerkennung, Macht und Wohlstand.
Matthias Gerhards 1. Nov, 11:57 | 0 Kommentare - Kommentar verfassen

Die Wahrheit der Dinge (02.09.06)

Als ich nach der Geburt meines Sohnes schlaflos und übernächtigt an unserem Küchentisch saß, nahmen die Dinge um mich herum eine neuartige Schönheit an. Es schien, als würde der Wein, den ich nur wenige Stunden zuvor gekostet hatte, nun seine ganze atlantische Seele öffnen und aus seiner Tiefe alle Farben entlassen, die ein lange verblichener Herbstnachmittag dort eingeschlossen hatte…
Matthias Gerhards 3. Okt, 04:54 | 0 Kommentare - Kommentar verfassen

Die Verachtung des eigenen Nation

Kürzlich ist mir aufgefallen, dass meine Verachtung für die Deutschen eine sehr deutsche Angewohnheit ist. Deshalb habe ich jetzt beschlossen, die seltsamen Angewohnheiten eigenen Landsleute nicht mehr zu verachten, damit ich nicht für einen typischen Deutschen gehalten werde.
Matthias Gerhards 8. Sep, 11:26 | 2 Kommentare - Kommentar verfassen

Schönheit, die man kaufen kann

Der Stern hat ein Sonderheft mit der Anleitung zum Fettabsaugen aufgelegt. Plastische Chirurgie scheint zu einem normalen Bestandsteil unserer Gesellschaft geworden zu sein, der nicht mehr hinterfragt wird. Als ich davon hörte, dachte ich für einen Moment, aber nur für einen Moment, dass es der islamischen Terrorismus durchaus verdient hätte, dieses verkommende, selbstverliebte, abendländische Kultur zu besiegen.
Matthias Gerhards 4. Sep, 06:37 | 0 Kommentare - Kommentar verfassen

Fasil Iskander - Tschik

Es gibt jenen seltenen Augenblick während des Lesens, wo der Leser in eine völlig neue Welt eintreten kann, die er noch niemals zuvor gesehen oder gerochen hat, die ihm aber denoch vertraut erscheint, wie seine eigenen Träume. Fasil Iskanders Geschichten aus dem Kaukasus gelingt es auf eine erstaunliche Weise mir die Fremde nahe zu bringen, als sei die kaukasische Landschaft schon immer ein Teil meiner Selbst gewesen und ihre Menschen scheinen mir so vertraut, als stammten sie nicht vom schwarzen Meer, sondern aus meinem eigenen rheinischen Dorf.

Das Buch hat achtzehn Jahre ungelesen in meinem Bücherregal verbracht und sogar den Fall der Mauer überstanden. Nun gibt es von diesem Autor nur noch antiquarische Bücher, denn er scheint dem großen Vergessen anheimgefallen zu sein, dem ein großer Teil der Literatur zum Opfer gefallen ist, die vor 1989 geschrieben wurde.
Matthias Gerhards 30. Aug, 06:56 | 0 Kommentare - Kommentar verfassen

Die überlegene Kultur

Warum war die islamische Kultur über fast eintausend Jahre eine tolerante Zivilisation, in der Juden und Christen lediglich die Kopfsteuer zahlen mussten und ansonsten relative Freiheit genossen. Von einigen Phasen des religiösen Fanatismus (z.B. während der Zeit der Almohaden), möchte ich jetzt nicht sprechen.

Warum war im Gegensatz dazu die christliche Kultur des Mittelalters von derartiger Ignoranz geprägt, dass es fast nur zwei Beispiele eines funktionierenden interkulturellen und religiösen Austausches gibt, nämlich Spanien und Sizilien. (Den paneuropäischen Reichsgedanken des Mittelalters möchte ich hier, aus Gründen der Vereinfachung einfach mal ignorieren).

Warum hat sich heute die Situation umgekehrt? Die ehemals bornierten und fanatisierten Europäer halten den Säkularismus und die Meinungsfreiheit hoch, während der radikale Islamismus (nicht der gesamte Islam) mit Fanatismus und Intoleranz eben jene Werte bekämpft.

Die Antwort ist eigentlich einfach: Wir können uns Toleranz leisten, weil wir die technologisch und logistisch überlegene Zivilisation sind. Ebenso wie der Islam im Mittelalter die überlegene Kultur darstellte, von deren Technik und Intellekt, die westlichen Barbaren nur profitieren konnten. Das beginnt bei den arabischen Übersetzungen der griechischen Philosophen und hört bei den militärisch gescheiterten Kreuzzügen noch lange nicht auf. Aber die unterlegene Kultur kann nur mit der menschlichen Energie des Fanatismus, die zivilisatorische Vorherrschaft bekämpfen. Mit anderen Worten: Der Islamismus kann sich Meinungs- und Religionsfreiheit einfach nicht erlauben, weil er nicht die Kraft dazu hat.

Aber diese Erkenntnis lehrt uns auch etwas anderes: Wenn wir die Toleranz und das Bekenntnis zum Pluralismus der Kulturen aufgeben, zeigen wir nicht Stärke, sondern Schwäche und geben unsere Führungsrolle auf. Gerade weil wir die überlegene Zivilisation sind, sollte jeder Mensch an einer deutschen Schule ein Kopftuch tragen dürfen, ohne dass wir einen Kampf der Kulturen heraufbeschwören, den neokonservative Kräfte gerne ins Feld führen. Es gibt diesen Krieg, aber er findet nicht zwischen dem Islam und dem Westen statt, sondern zwischen den neokonservativen Hardlinern in Washington und der UN Charta der Menschenrechte, denn dort wird die Macht des Abendlandes begründet und nicht im Weißen Haus.
Matthias Gerhards 15. Aug, 20:12 | 2 Kommentare - Kommentar verfassen

Javier Marías

Es gibt nicht nur gute oder schlechte Bücher. Es gibt auch Bücher, bei deren Lektüre man vor Neid erblasst und sich augenblicklich hinsetzen möchte, um etwas zu schreiben, das ebenso dicht, ebenso reich und ergreifend ist, wie diese auf wunderbare Weise filigrane Prosa.
Matthias Gerhards 27. Jul, 23:15 | 3 Kommentare - Kommentar verfassen

"Es werden mehr Tränen über erhörte Gebete vergossen als über nicht erhörte."

Ich weiss, ich bin vermessen. Gerade habe ich einen sicheren Job gekündigt, um endlich wieder frei zu sein und dem muffigen Zwang dieser Versicherungsanstalt zu entfliehen, in der ich zwei Jahre lang eingesperrt war. Als wäre ich vom Glück beseelt, bin ich gleich darauf weich in meinem ersten Auftrag als Berater gelandet. Der Augiasstall den ich auszumisten habe, ist riesig, aber ich habe alle Freiheiten und kann sogar Geld ausgeben. Ein Paradies.

Aber schon beginne ich unzufrieden zu werden: Wo bleibt die Zeit für meine kleine Familie. Wo bleibt die Zeit zum Schreiben? Mein Roman will nicht fertig werden. Das menschliche Leben ist einfach zu kurz und so sehr ich auch versuche meine Existenz zu beschleunigen, um der Grenze der Jahre zu entfliehen, ich kann niemals sicher sein, ob mir meine Lieben oder auch ich selbst noch werden folgen können.
Matthias Gerhards 24. Jul, 21:57 | 1 Kommentar - Kommentar verfassen
ältere Beiträge

famose letzte worte

Frau mit gans
also kleine kaff ist etwas hart mülheim an der ruhr...
Sascha (Gast) - 16. Apr, 13:59
Auf jeden Fall ist es...
Auf jeden Fall ist es eine Leistung sich da hinzustellen...
Matthias Gerhards - 31. Jan, 14:26
Dass die junge Dame nicht...
Dass die junge Dame nicht das perfekte Lösungsangebot...
iGing - 25. Jan, 18:59

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